Dokumentation der Pappelallee in Bildern
Die Tunzenberger Pappelallee wurde in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts durch den damaligen Schlossherren, Dr. Freiherr Ruprecht von Haniel-Niethammer, angelegt. Er war viel in den Süden und vor allem nach Italien gereist. Dort waren ihm sicherlich die schönen Alleen aus Säulenpappeln oder auch Zypressen aufgefallen, und er hatte diese Idee aufgegriffen und so das südliche Flair mit in seine niederbayerische Heimat gebracht. Säulenpappeln eignen sich sehr gut diese Stimmung wiederzugeben. Wir kennen das auch aus der südlichsten Großstadt Deutschlands. In Münchener Straßen stehen über 1000 Säulenpappeln. In Niederbayern waren nach Jahrzehnten auch bereits stattliche Bäume herangewachsen unter denen sich beschaulich reisen und spazieren ließ.
In den 90er Jahren machte Karl Lichtinger von Dengkofen aus eine Aufnahme, die das Gefühl beim Anblick der Pappelreihe auch heute noch nacherlebbar macht. So sieht Zuhause - oder eben Heimat aus:
Am 29. Februar 2016 wurde die Pappelallee an der Ortsverbindungsstraße zwischen Dengkofen und Tunzenberg ohne vorherige Information der Bürger und ohne Rücksprache mit Anwohnern gefällt. Einzig ein kleiner Hinweis in der örtlichen Presse auf eine Straßensperrung verwunderte einige Zeitungsleser zwei Tage davor. Anwohner dachten aber nur an die angekündigte Sanierung der Straße. Niemand hätte es zu dieser Zeit für möglich gehalten, dass man eine solche Schönheit einfach wegrasieren lässt. Die Fällung dieser für das Landschaftsbild einzigartigen Allee konnte dann auch von eilig telefonierenden und umgehend bei der Gemeinde vorstellig gewordenen Bürgern nicht mehr verhindert werden. Unfassbar! Selbst die Naturschutzbehörde hatte keine Ahnung. Vielen Anwohnern war nur zum Heulen zumute.
Als Begründung für die Fällung wurde angegeben, dass die Ortsverbindungsstraße einen neuen Straßenbelag bekommen sollte. Außerdem sollte ein Dränagerohr verlegt werden. Die Standfestigkeit der Bäume wurde angezweifelt, später war auch vom notwenigen Lichtraumprofil die Rede - bei Säulenpappeln! - und vom Bürgermeister wurde die Fällung mit der "teilweisen, starken Schädigung" der Bäume erklärt. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich aber, dass nur einer von 13 Bäumen nennenswerte Fäulniserscheinungen aufwies:
Die Pappeln waren schlicht ungeliebte Kinder und mussten weg.
Innerhalb weniger Tage unterschrieben über 300 Bürger die Petition, die eine Ersatzpfanzung an gleicher Stelle forderte. Der Bürgermeister zeigte sich bei der Unterschriftenübergabe am 2.4.2016 noch bereit, auf die Forderungen einzugehen. Er würde einen landschaftspflegerischen Begleitplan erstellen lassen - was für ein schönes Wort!
Die Pappelstämme wurden an einen Landwirt in Mengkofen verkauft. Dieser betreibt unter anderem eine Hackschnitzelanlage. Die Stämme lagern dort mit vielen 1000 anderen und warten auf Verwertung. Sie warten - im April 2016 und im Januar 2017:
Als die Bürgerinitiative die Pappelstämme im März 2017 für ein Kunstprojekt zurückkaufen wollte, sagte der Landwirt: "Ihr? Ihr seid ja gegen die Pappeln. Euch verkaufe ich die nicht." "Nein, antwortete der von der Bürgerinitiative. Wir sind ja für die Pappeln!" "Egal", der Bauer. "Ihr kriegt die nicht."
Hier ein Bild, was inzwischen aus einem Pappelstamm geworden ist - bitte nicht verraten, dass das eine andere Pappeln war ... ;-):
Wie es weiter ging und mehr noch, wie es anfing, haben wir in einer Chronik zusammengestellt. Es ist eine Chronik der Täuschungen, Halbwahrheiten und leeren Versprechungen.