Säulenpappeln
Die italienische Säulenpappel, Populus nigra 'Italica', wächst wie der Name sagt schlank säulenartig. Sie ist kein Bastard und auch nicht die kanadische Hybridpappel, Populus canadensis. Mit ihr wird sie nur allzuoft verwechselt. Sie ist eine Variante der Schwarzpappel, Populus nigra, welche auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Pflanzen steht. Sie hat sich vor Jahrhunderten auf natürliche Art durch Mutation entwickelt - wie alle Lebewesen auf der Welt.Wer genaueres über die Säulenpappel erfahren will, fragt am besten den Mann, der in München über tausend Säulenpappeln an den Straßen hütet und viele junge Bäume in der stadteigenen Baumschule in München-Laim aufzieht. Auf die bedrohliche Astbruchgefahr hin sagt er: "Nein, sie ist viel besser als ihr Ruf. Sie ist sehr zäh und windbeständig, denn sie ist biegsam. Und sie ist krankheitsresistent." Er sagt sogar: vital und das auch bei schlechten Standortbedingungen. Leander Wilhelm ist auch Mitglied im Arbeitskreis Stadtbäume der GALK. Die haben Straßenbaum-Stresstests gemacht. Er weiß wovon er spricht. Aber bei weit über tausend Säulenpappeln im Innenstadtbereich hätte es bisher kein Problem gegeben, obwohl darunter Cafés zum Plauschen einladen, Autos parken, Radfahrer hin und her radeln, zahllose Fußgänger flanieren. Und das angesichts von Bäume, die nach Maierscher Rechnung schon längst das Zeitliche gesegnet hätten. Die Säulenpappeln auf der Leopoldstraße sind 60 Jahre alt. "Nein," sagt Leander Wilhelm auf die Frage, ob die denn stehen bleiben, "wir fällen nicht. Wir pflanzen nach. Man muss halt pflegen." So teuer sei die Pflege aber nicht. Die Bäume werden in München alle zwei bis drei Jahre gründlich kontrolliert, so wie auch andere Bäume. Wenn möglich sollte man bei Säulenpappeln nach 40 bis 60 Jahren nach- bzw. zwischenpflanzen. Dann sagt er noch, dass es zur Säulenpappel keine Alternative gäbe. "Sie stellt was dar, ist attraktiv mit großer architektonischer Wirkung. Sie prägt ein Landschaftsbild." Das wissen wir.
München, Säulenpappelallee in der Leopoldstraße, 2016
60 Jahre auf der Leopoldstraße - oder bei Tunzenberg - sind also kein Alter. Einzelne Pappeln sind weit über hundert Jahre alt. In Dresden steht eine vollkommen vitale Säulenpappel, die 1911 gepflanzt wurde. Stammumfang 5,9 Meter, gemessen in 1,3 Meter Höhe. Sie ist eine von zwei Dresdener Rekordbäumen, aber keine Seltenheit. Die Dendrologische Gessellschaft führt eine Liste der Baumchampions. Eine Schwarzpappel hält den Pappelrekord mit über 400 Jahren. Sie wurde 1616 in Bad Kissingen gepflanzt.
Aber auch das ist noch gar nichts: Im amerikanischen Bundesstaat Utah ist eine Gruppe von Pappeln bekannt, welche seit 80.000 Jahren an diesem Standort existieren, denn Pappeln können sich sehr gut vegetativ, also über Wurzelausschläge vermehren. Auch abgebrochene Zweige und umgefallene Bäume können sich wieder bewurzeln. Sie wachsen oft in großen Klon-Kolonien, die aus einem einzelnen Samen entstanden sind. Die Schößlinge können bis zu 40 m vom Mutterbaum entfernt auftreten. Auch wenn durch ein Feuer etwa der gesamte oberirdische Baumbestand zerstört wird, überlebt das Wurzelnetz. So kann die Kolonie Tausende von Jahren überdauern (siehe Wikipedia).
Vital: Eine der allerletzten Säulenpappelalleen bei Kumhausen südlich von Landshut, 2016
Viel gebe es noch über Pappeln und Säulenpappeln zu sagen. Grundsätzlich sollten alle noch vorhandenen Schwarzpappeln geschützt und wo möglich nachgepflanzt werden, denn viele Lebewesen nutzen sie als Lebensraum, Brutplatz und Nahrungsquelle, allen voran die Fledermäuse.
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